Home

Galerie

Artikel

Wissenswertes

Flohmarkt

Kontakt

Impressum

Links

Perlarbeit der westlichen Sioux

von Dick Conn

aus American Indian Hobbyist Band 6, 9, 10 Sommer 1960

Solltet ihr einmal einen Menschen treffen, der nur ein Wort über amerikanische Indianer gehört hat - nur ein Wort - ich wette, dieses Wort würde "Sioux" sein. Hat es jemals ein Volk gegeben, das die Vorstellungskraft der gesamten Welt so eingefangen hat, wie gerade dieser Stamm? Die Krieger, die Custer bekämpften - die farbenprächtigen Nomaden der Prärien - die vortrefflichste leichte Kavallerie der Welt. Alle diese Dinge wurden über die westlichen Sioux gesagt - doch sie sind auch von anderer Warte aus ein ziemlich interessanter Stamm.

Oft schenken Hobbyisten, besonders die Neulinge (deren Indianerinteresse gerade erwacht und die sich durch einen Film oder einen Artikel in einem akuten Anfall von Siouxfieber befinden) ihre erste Zuneigung diesem Stamm.

Das führt natürlich dazu, sich ein Kostüm im Sioux-Stil fertigen zu wollen. Traurig ist nur, dass Begeisterung allein nicht immer gute Ergebnisse garantiert. Von den vielen Hunderten Hobbyisten, die mit der Anfertigung einer Sioux-Ausrüstung beginnen, macht nur eine Handvoll eine erfolgreiche Sache daraus. Einer der Hauptproblempunkte dabei ist die Perlarbeit. Sie ist im allgemeinen in der falschen Technik gefertigt und gewöhnlich sind sowohl Muster und Farben falsch. Echte Sioux-Perlarbeit ist leicht erkennbar und charakteristisch. Sie schließt bestimmte Mustertypen ein, die Farben sind bestimmt und begrenzt und sie ist ziemlich schwer mit der Arbeit anderer Stämme zu verwechseln. Ferner erkennt man leicht gute Sioux-Perlarbeit. In diesem Artikel versuche ich auf die Hauptfehler hinzuweisen, die Hobbyisten begehen, sowie auf die wichtigsten Marksteine des Sioux-Perlstiles. All das, so hoffe ich, wird den vielen Sioux-Schwärmern, die diesen Artikel lesen, ihre Arbeit erleichtern.

In den 1840ern und 1850er Jahren unterschied sich Sioux-Perlarbeit kaum von anderer Perlarbeit der mittleren Prärien. In den 1870er Jahren jedoch begann die Sioux-Perlarbeit ihre individuellen Charakteristiken zu entwickeln. In den späteren 1880er und 1890er Jahren ging sie dann als ganz bestimmter Stil daraus hervor. Sioux-Perlarbeit von heute ist hauptsächlich noch auf diesem Stil aufgebaut. Ein Kenner vom Fach, F.H. Douglas, meint, dass die Entwicklung des Sioux-Stiles in einigen Teilen vom Einfluß der orientalischen Decken herrührt, welche von weißen Siedlern nach dem Bürgerkrieg in den Westen gebracht wurden. Ob es sich nun wirklich so verhielt oder nicht, der Stil hatte seinen Anfang gefunden und wurde immer weiter verfeinert und ausgearbeitet. Von den Sioux aus verbreitete er sich zu den verschiedenen Nachbarstämmen, wie den Arapahoe und den Assiniboine - sogar die weit im westlichen Colorado lebenden Ute wurden davon beeinflußt. Die Crow eigneten sich Teile des Sioux-Stiles in den 1890er Jahren und später an, als sie durch Handel oder Geschenke beispielhafte Arbeiten von den Sioux erhielten.

Wie lernt man nun Sioux-Perlarbeit zu erkennen? Ich begann damit, viele hundert Bilder von Sioux-Kriegern und -Frauen zu betrachten und notierte Dinge, die sich oft wiederholten. Bald war es augenscheinlich, dass gewisse Mustertypen gebräuchlicher waren, als andere. Bücher, über Sioux-Kunst und -Handwerk, bestätigten, korrigierten und ergänzten das. Schließlich untersuchte ich alle Stücke Sioux-Perlarbeit, die ich finden konnte. Somit fand ich heraus, wie sie angefertigt worden war und wie die Farben gebraucht wurden. Schließlich zeigte eine Kontrolle ähnlicher Artikel (z. B. Pfeifenbeutel), die gebräuchlichste Methode in der Verzierung dieser Gegenstände.

Die Sioux scheinen für ihre Nachbarn eine Quelle neuer Perlideen gewesen zu sein - speziell für die Cheyenne und die Arapahoe. Zeitweilig ist es sehr schwierig, mit Sicherheit zu sagen, welcher der drei Stämme ein bestimmtes Stück angefertigt hatte.
Auch andere Stämme kopierten Sioux-Perlarbeiten oder wurden wiederum von den Sioux kopiert - was kann man also in solch einem Fall tun?

Zuerst wollen wird eine Untersuchung anstellen. Wir werden einem Stamm einen bestimmten Stil - den Siouxstil oder Ugwumpstil zuschreiben. Sprechen wir über die gesamte Perlarbeit, die von diesem Stamm gefertigt wurde, sprechen wir von der Ugwump Perlarbeit. Mit diesem Gedanken im Sinn laßt mich wiederholen. Siouxstil Perlarbeit wurde von den verschiedensten Stämmen gefertigt, aber einige Sioux Perlarbeit wurde nicht im Siouxstil gearbeitet. Der Stil eines Stammes ist das typischte Zeichen um ein Handwerk zu prägen und repräsentiert die populäre Richtung seiner Zeit. Doch jeder Stamm besitzt ein paar Erneuerer, Leute die mit der Hauptrichtung nicht übereinstimmen. Diese Leute sind sich des Stiles ihres Stammes sehr bewußt, ziehen aber das Experiment vor.

Nun aber zu unserer Aufgabe. Wie sieht Sioux Perlarbeit aus? Fangen wir bei der Herstellung an. Sioux Perlarbeit ist gewöhnlich im Lazystitch direkt auf das zu verzierende Objekt gestickt. Einige Stücke, wie Hemden und Leggingstreifen, sind auf separate Lederstücke geperlt und werden nach Fertigstellung aufgenäht. Die Erhöhungen des Lazystitches sind gut gebogen und die Perlarbeit ist eng und fest. Viel zu viele Hobbyisten versuchen Siouxstil Perlarbeit auf dem Webrahmen zu fertigen - in den meisten Fällen ein grober Schnitzer. Es gibt nur wenig gewebte Sioux Perlarbeit - meist kleine Dinge wie Armbänder. Viele Hobbyisten sagen, sie ziehen es vor Webarbeit zu fertigen, obwohl sie wissen, dass sie damit die falsche Technik verwenden. Sie behaupten, es wäre einfacher als Lazystitch - meist haben sie sich aber nur noch nicht an diesem versucht.

Richtiger Sioux Lazystitch kann gewöhnlich an der festen dichten Qualität der Perlarbeit erkannt werdne. Diese Wirkung erzielt man durch den Gebrauch eines Fadens, der so dick ist wie die Perllöcher und Nadeln es erlauben. Der Sinn der Sache ist, die Löcher so auszufüllen, dass der Faden nicht herumrutschen kann. Ein gut gewachster Nylon oder Seidenfaden sind als kleiner Trick gut geeignet, Sehne ist jedoch das Beste und ihr solltet es versuchen, wenn ihr welche bekommen könnt. Feste dichte Perlarbeit verlang auch ein festes Fundament. Die Sioux selbst gebrauchten die steifen Teile der Häute zum Perlen. Ich habe verschiedene Stücke Sioux Perlarbeit untersucht, bei denen viele kleine Stücke hartes Leder zusammengenäht waren um die erforderliche Form zu ergeben. Bestimmt verschwendeten diese Perlarbeiter nicht ihre vorzüglich gegerbten Häute für einen Teil der Perlarbeit. Indianisch gegerbtes Hirschleder ist das beste Grundmaterial, aber die meisten von uns müssen sich mit geringerer Qualität zufrieden geben. Der beste Rat den ich euch geben kann ist , dass ihr eure Quellen durchgeht und nur das Beste erhältliche gebraucht.

Meidet gefärbtes Leder oder solches mit glatter Oberfläche!! Also Finger weg von Spaltleder oder Chromgerbungen. Nebenbei bemerkt sollte sämtliche Perlung auf der Innenfläche eines Lederstückes angebracht werden - der Fleischseite.

Viel, jedoch nicht alles, in Sioux Lazystitch hat ausgesprochene Perlerhöhungen. Dies wird dadurch erreicht, dass man 12 oder mehr Perlen für eine Breite aufreiht, für die 10 genügen würden. Wird dies regelmäßig gemacht ergeben sich hochgewölbte Routen.

Einer der größten Fehler die Hobbyisten bei der Reproduktion von Sioux Perlarbeit machen, ist das fehlerhafte Anbringen der Perlarbeit. Die Sioux hatten eine ganz bestimmte Art jedes Teil ihrer Ausrüstung zu verzieren. So solltet ihr, bevor ihr ein Stück Siouxstil Perlarbeit beginnt, verschiedene authentische Exemplare untersuchen - Originale oder ihre Bilder. Beachtet, wie die Routen des Lazystitches angebracht sind. Ihr werdet zum Beispiel sehen, dass die Routen auf Hemden und Leggingstreifen der Länge nach laufen. Auf Pfeifenbeuteln und Frauenlegging laufen die Routen parallel zur Kante oder horizontal wenn im Gebrauch. Auf Messerscheiden und Moccasin folgen sie der Form des Gegenstandes teilweise und gehen in andere Routen über. Bei Frauenkleidern und Westen läuft eine Grenze entlang der Kante, der Rest des Stückes ist dann mit horizontalen Reihen ausgefüllt.
Welches Stück auch immer ihr herstellen wollt, ihr könnt euch selbst eine Menge Kummer und Rückschläge durch vorherige Untersuchung authentischen Materials ersparen.

Die Farbenpalette bei Sioux Perlarbeit ist begrenzt. In der Tat begnügen sich Sioux Farbzusammenstellungen oft mit rot, weiß und blau und/oder 2 anderen Farben. Einmal meinte ein Freund, dass die Sioux die einzigen Menschen seien, die rot blau und weiß so häufig einsetzen konnten ohne dass es übertrieben patriotisch oder gar kitschig ausgesehen hätte.
Die bei den Sioux gebräuchlichsten vorgefundenen Farben sind:

  1. Weiß:
    bedeckt wahrscheinlich die meiste Fläche, da es für große Hintergründe verwendet wurde. Die Sioux benutzten sowohl ein richtiges mattes Weiß und ein schwachmilchig bläulich schimmerndes Weiß.
  2. Dunkelblau:
    fast schwarz zu dieser Zeit. Das dunklere Blau war in den 70er und frühen 80ern des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Danach wurde die Farbe heller und Königsblau wurde populärer. Heute nimmt man häufig ein purpurnes Dunkelblau.
  3. Rosenrot:
    das italienische Cornaline d´Aleppo war durchsichtig rosenrot mit einem undurchsichtig weißen Kern. Diese weißunterlegten Perlen waren bis zu den 1930er Jahren beliebt bis richtiges rot diese ersetzten.
  4. Hellblau:
    die Sioux gebrauchten sehr oft ein Hellblau, das schon fast ins türkise ging. Die sehr blassen Blaus und Lilablaus, die von den Crow verwendet wurden, sieht man selten bei Sioux Perlarbeiten.
  5. Singrünblau:
    ein mittleres Purpurblau, häufig als Hintergrund bei vollbeperlten Yokes der Frauenkleidung zu sehen.
  6. Grün:
    ein mittleres, schwachmattes Grün, entspricht in etwa den Blättern wilder Minze.
  7. Dunkelgrün:
    ein sehr dunkles durchsichtiges Grün, sehr oft auf Moccasin zu sehen.
  8. Gelb:
    Siouxgelb der alten Zeit war eine blasse stumpfe Farbe mit einer venetianischen Schattierung - im Gegensatz zu modernem klaren glänzendem Gelb.
  9. Weniger bedeutende Farben:
    Silber und goldene Metallperlen werden oft in der Sioux Perlarbeit der 1890er Jahre gesehen - stets sparsam verwendet. Dunkles Rubinrot und ein stumpfes Orange erscheint zeitweilig auch darin. Rosa ist eher selten zusehen und schwarz so gut wie nie.

Diese begrenzten Farben sind sorgfältig ausgewählt worden um den best möglichen Kontrast zu erhalten. Viele Muster wurden Dunkelblau umrissen - zum weißen Hintergrund bildet dies einen kühnen Kontrast und hebt beides, Muster und Untergrund, eindrucksvoll hervor. Grün und Gelb oder Rosenrot und Gelb werden oft zusammen kombiniert - sie bilden gute Partner und heben sich gegenseitig. Rosenrot gebrauchte man auch mit Blau und Grün - modernes Rot würde nicht so gut wirken, aber Rosenrot ist milder und verträgt sich besser mit anderen Farben. Die Sioux mieden gleich Farbtöne zu mischen. So sieht man selten Weiß als nächstes zu einer Pastellfarbe wie Gelb oder Hellblau - die Farben sollten sich heben, nicht sich verblassen. Deshalb sieht man auch selten verschiedene Schattierungen von Blau und Grün in ein und demselben Stück.

Bis zu den 1920er Jahren war Sioux Perlarbeit mit italienischen und böhmischen Perlen gefertigt. Die modernen Perlen sind gleichmäßiger und gewöhnlich in Größe 4/0. Einige Siouxarbeiten der 1870er und 1880er waren sogar mit noch kleineren Perlen gefertigt. Zur gleichen Zeit gebrauchten Cheyenne- und Arapahoefrauen regelmäßig 5/0 bis 6/0 Perlen, die Sioux aber scheinen Größe 4/0 vorgezogen zu haben. "Gekürzte" oder "geschliffene" Perlen sind in der Sioux Perlarbeit nicht gebräuchlich.
Während der 1920er waren tschechoslowakische Perlen leichter erhältlich. Tschechische Perlen sind sehr gleichmäßig gefärbt, aber die Farbtöne sind nicht so prächtig und fein nuanciert wie die italienischen Perlfarben. In dieser Zeit wird das italienische Rosenrot und blasse Gelb durch leuchtendes Rot und Gelb ersetzt. Sogar mit diesen wenig zufriedenstellenden Farben hielten die Sioux Perlarbeiten an den früher entwickelten Farbschemen fest. Die Arbeiten mit tschechischen Perlen sind gewöhnlich in Größe 11/0 oder 10/0 gefertigt.

Am offensichtlichsten unterscheidet man Sioux Perlstil anhand der Muster selbst. Diese sind gewöhnlich auf einem soliden weißen Hintergrund zu sehen, nur auf Moccasin und einigen Pfeifenbeuteln erscheinen Muster ohne einen vollbeperlten Hintergrund. Die meisten Siouxmuster sind symmetrisch, viele zweiseitig symmetrisch. Die letzteren sind gewöhnlich auf großen Flächen Perlarbeit zu sehen.

Frühe Siouxmuster der 1850er und 1960er Jahre waren sehr einfach und viereckig. Fast alle Figuren bestanden aus Gruppen von Rechtecken oder Linien, die wiederum in rechteckige Flächen unterteilt waren. Die sehr seltenen Dreiecke in den Mustern dieser Zeit haben gestufte Kanten, wie die späteren Blackfeet- und Cheyennedreiecke. Spätere Siouxmuster neigen dazu sich auszubreiten und sich zu öffnen und das Dreieck wurde die häufigst gebrauchte Figur. In der Tat sind Siouxmuster der 1890er Jahre und später hauptsächlich aus Dreiecken gefertig. Je weiter sich die weißen Hintergründe der Siouxmuster ausbreiten, desto komplizierter wurden die Dreiecke. oft fügte der Perlarbeiter der soliden farbigen Masse eine farbige Begrenzung hinzu. In der Tat liefen einige Dreiecke so ineinander über, dass sie eine Reihe konzentrischer Dreiecke bildeten. Mit großen Rechtecken wurde in gleicher Weise verfahren. Diese sich ausbreitenden komplizierten späteren Muster mögen euch den Eindruck vermitteln, dass die Sioux solide Flächen nicht schätzen. Sie verbreiterten ihre Muster um einen Teil des Hintergrundes zu bedecken und lockerten die soliden Muster damit auf.
Enge Linien spielen eine bedeutende Rolle in Siouxmustern. In früheren Beispielen wurden einzelne Routen der Perlarbeit oft als Hauptverzierung verwendet. Diese Routen wurden durch Quadrate mit kontrastierenden Farben unterbrochen. In späterer Siouxarbeit erscheinen einzelne Routen, sind aber als ergänzende Verzierung bei größeren Mengen Perlarbeit gebraucht. Dabei treten auch häufig schmale Linien als ein musterelement auf. Diese können gerade laufen, verzweigen sich aber auch oder sind zu Gabelfiguren vereinigte gezackte Linien. In manchen Fällen sind die Linien erweitert und kleine Vierecke sind ihnen hinzugefügt ---- die Sioux brachen selbst gerade Linien auf.

Zusammenfassend sei gesagt:

  1. Siouxmuster sind meist aus Dreiecken zusammen gesetzt.
  2. Intensiver Gebrauch von einem oder mehreren farbigen Rändern.
  3. Offene, ausgedehnte Muster, die viel vom Hintergrund verdecken.
  4. Gediegene Musterflächen werden aufgelockert.
  5. Alle Muster sind symmetrisch, viele sogar zweiseitig symmetrisch.
  6. Der Gebrauch von ausfüllenden Mustern um eine Musterzusammenstellung abzurunden.

Beachtet diese Dinge, wenn ihr eine Perlarbeit im Siouxstil plant. Wann immer ihr ein Museum besucht oder eine Sammlung betrachtet, studiert die Stücke die ihr findet. Stellt euch selbst die Frage wodurch ihr sie als Sioux Perlarbeit zu erkennen glaubt und wie viele Charakteristiken ihr herausfinden könnt wenn ihr sie betrachtet. Indem ihr die Zeichen des Siouxstiles lernt, werdet ihr euer eigenes Wissen steigern und fähig sein, weit bessere Perlarbeit herzustellen.

Ein letztes Wort noch. Ich habe es schon verschiedentlich erwähnt, aber lasst es mich noch einmal herausstellen: Pfuscht nicht mit Sioux Musterstilen herum oder versucht gar sie zu verbessern. Sie benötigt keine Rechtfertigungen und keine Verbesserungen. Erfreut euch daran wie sie ist - wie die Sioux sie fertigten.