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Rundbau / Tanzlodge

und die damit verbundene Etikette

- ein paar Gedanken zum unter Hobbyisten üblichen indianischen Rundbau.

Albert Brieskorn, im Februar 2004

Es ist inzwischen schon Sitte und gehört zum guten Ton, dass eine indianische, hobbyistische Veranstaltung immer in einem angedeckten Rundbau stattfindet.

Es ist nun mal so, dass die Indianer der alten Zeit nicht auf ein paar freie Tage am Wochenende angewiesen waren, wie die Vielzahl der praktizierenden Hobbyisten. Deshalb benötigten sie nicht an einem bestimmten Tag zur Durchführung eines Festes einen gedeckten Rundbau - hatten sie doch alle Zeit dieser Welt und dabei sicher auch ein paar zuverlässig trockene Tage.

Der Rundbau hat sich mittlerweile schon so in vielen Köpfen der Indianer-Hobbyisten eingeprägt, dass er nun schon zum festen Bestandteil einer Veranstaltung gehört und selbst bei gutem sonnigem Wetter der freien Wiese vorgezogen wird. Nach dem Motto:

„Haben wir uns schon die Arbeit gemacht ihn zu errichten und ihn so herrlich ausgeschmückt, da wollen wir ihn auch nutzen.“

Dance Lodge - Cheyenne

Und so sieht man immer wieder, wie sich in diesem Rundbau eine Unsitte breit macht, die nur vergleichbar ist mit einem der Rituale von Urlaubern im sonnigen Süden. Die allmorgendliche Reservierung von Liegestühlen an Pool oder Strand. Will man doch „seinen“  bevorzugten Platz einnehmen können. Ebenso findet man es oftmals bei einem indianischen Wochenend-Lager. Schon vorzeitig werden Back-Rests aufgestellt, Decken ausgebreitet und den Akteuren hiermit ein großer Teil des Platzes genommen. Oftmals müssen sich die Trommlergruppen unter dem Protest der bereits Anwesenden einen Platz für Sänger und Trommel frei räumen.

So stehen dann einziehende Akteure meist hilflos im Rund und haben Schwierigkeiten einen Platz zu finden – etwas, das nicht unbedingt im Sinne aller Anwesenden ist.
Jedoch ist auch in letzter Zeit oftmals zu bemerken, dass Akicita, welche die Rolle der Lagerpolizei übernehmen, diese Unsitte von vorneherein unterbinden.
Auch dem Caller im Rundbau fällt die Aufgabe zu, den Leuten einen Platz zuzuweisen. Es hat einige Zeit gedauert bis es in die Köpfe der Leute vorgedrungen ist, dass diese Voreiligkeit störend und nutzlos ist.

Da wie oben aufgeführt nun solch ein Rundbau ein fester Begriff geworden ist, sollte man sich mal fragen, wie es denn in der alten Zeit mit solch einem Bauwerk gehalten wurde. Liest man aufmerksam die Berichte der Reisenden aus der frühen Zeit der Plainskulturen, findet man kaum einen Hinweis auf ein fest errichtetes Bauwerk. Wohlgemerkt, hier geht es um die nomadisierenden Plains-Völker und nicht um die Langhausbauer der Ost oder Westküste.

Die erste „Rundhütte“ die hier beschrieben werden soll ist in der frühen Zeit meist von Kriegergesellschaften errichtet worden. Auch wurden derartige Bauten aufgestellt wenn es galt hohe Würdenträger zu wählen oder zu ehren.

Es wurden dann 2 Tipis so zusammengestellt, dass sie ein großes längliches Zelt ergaben, welches genug Raum für die zeremoniale Durchführung bot. Oftmals wurden bei gewissen Ritualen die Seitenwände dieser Hütte heruntergerollt und so verschlossen, dass die umstehenden Zuschauer nichts von den sakralen Dingen im Inneren zu sehen bekamen. Anschließend wurden die Seiten wieder aufgerollt und die Zuschauer konnten an den weiteren Festlichkeiten teilhaben. Diese Bauten konnten aus den mitgeschleiften Stangen im Nu errichtet und auch wieder demontiert und mitgenommen werden.

Innenraum einer Cheyenne Dance Lodge   Innenraum einer Cheyenne Dance Lodge

Jedoch nur um das Bauwerk als ein solches zu beschreiben, hier noch ein paar Gedanken dazu:

In der Mitte dieses Rundbaues befand sich der heilige Baum welcher vor der Veranstaltung von den jungen Kriegern oder ausgewählten Leuten gesucht, gefunden und im Zentrum des heiligen Kreises aufgerichtet wurde.
Hier gehen oftmals die Beschreibungen ein wenig auseinander, in der Regel war es jedoch so, dass ein äußerer Doppelkreis von in den Boden gesteckten, etwa 2 –3 Meter hohen Stangen den äußeren Rand des heiligen Kreises bildete. Über diese Stangen wurden kleinere Stangen gebunden und dieses so entstandene Gerüst mit grünen Zweigen als Sonnenschutz für die Teilnehmer dieses Rituals gedeckt.
Es wird auch berichtet, dass die Mandan oder andere Bewohner von Erdhütten diese Zeremonien in bestimmten Erdhäusern durchführten.

Für allgemeine Tanzveranstaltungen, Feiern und Feste im Lagermittelpunkt wurde in der alten Zeit oftmals nur ein glatter, flacher Grasplatz gesucht. War doch die Lageraufstellung so, dass sich wie ein Kreis die Ordnung und Aufbauweise der Zelte ergab. Zum Osten hin war der Kreis geöffnet als Haupteingang ins Lager. Links und rechts an den Spitzen des Kreises - “Hörner“ genannt - befanden sich die angesehensten Kriegergesellschaften, dann schlossen sich die Tribes und Familien an. In der Mitte dieses Rundes befanden sich die Ratszelte oder aber die Society-Zelte der anwesenden Kriegergesellschaften. - und irgendwo dort steckte man zu Feierlichkeiten mittels grüner Zweige den Platz ab, der für die Feierlichkeiten dienen sollte.

Als die hohe Zeit der freien, nomadisierenden Plains-Völker beendet war, endete auch die Zeit der großen Tanzveranstaltungen. Hatte der weiße Mann doch zuviel Angst, dass sich aus dem Tanz eine neue Religion bilden, welche die bereits am Boden liegende Kultur wieder aufs Neue kriegerisch motivieren könnte, so wie es bei der Geistertanzbewegen des Wowoka abzusehen war.

Dance Lodge der Konza

Als Curtis oder andere Fotografen in der Zeit vor der Jahrhundertwende die Reservationen besuchten, fanden sie kaum fest errichtete Tanzhütten. Selbst Tipis gab es vor der Jahrhundertwende kaum noch, hatte man doch das Betreten der Black-Hills wegen Goldfunden verboten, dem Ort an dem sich alle Plainsvölker gerne die Tipistangen schlugen. So sieht man auf diesen Fotos die großen Zeltrunds aus militärischen Wall-Tents aufgebaut und nur sehr wenige, oftmals nur ein einziges Tipi, welches einem sakralen Zweck diente oder aber ein Hochzeitsgeschenk war.
Nach der Jahrhundertwende wurde die indianische Bewegung aufs neue motiviert und man besann sich auf die alte Kultur. Regelmäßig im Jahr fanden nun überall in den Reservationen traditionelle Tänze statt und hier errichtete man nun dauerhafte Bauten die im nächsten Jahr wieder genutzt wurden. War es zuerst üblich nur den Eingang nach Osten zu errichten, kam auch wenig später ein Eingang für jede Himmelsrichtung dazu.

Ghost-Dancer - Howard Terpning

Es würde hier an dieser Stelle zu weit führen auf die einzelnen Unterschiede in der Errichtung eines Rundbaus einzugehen und sie aufzuzeigen. Ebenso wäre es müßig die Bauweise zu erklären - besteht sie doch meist aus einen quadratischen Mittelteil welches durch obenaufliegende Stangen verbunden ist und einem stützenden äußeren Rand von der Festigkeit wegen ebenfalls miteinander verbundenen Stangen. Hier werden nun vom äußeren Rand zu dem Geviert in der Mitte hin die Stangen aufgelegt, so das ein Dachgerüst entsteht. Hierüber legt man dann alte Tipiplanen oder extra dafür zugeschnittene Leinwandplanen.

Wichtig ist nur eines - und das sollte sich jeder Hobbyist zu Herzen nehmen:
Ein Tanzrund ist kein Ort vergleichbar mit dem Tanzboden eines Schützenfestzeltes. Hier gelten Regeln die man einhalten sollte, will man diesen nachgestellten Ort nicht entweihen oder ins Lächerliche ziehen und sich selbst als Hobbyist damit auch.
Hier wird die untergegangene Kultur eines Volkes aufs neue belebt und entsteht in den Herzen der Indianer-Hobbyisten aufs Neue. So betritt man dieses Rund nur durch den Osteingang und läuft in seinem Inneren im Uhrzeigersinn um seinen Platz aufzusuchen. Ebenso bewegen sich die Tänzer nach dem Tanz in diese Richtung, wenn sie ihre Plätze aufsuchen. So sollte ein jeder Teilnehmer durch das Einhalten der Tipi-Etikette diejenigen Ehren, die vor langer Zeit von uns gegangen sind ohne hier ins Sakrale oder eine Pseudo-Religion zu verfallen.
Es darf auch erwähnt werden, das viele gut orientierte Hobbyisten auf diesen Rundbau verzichten und wie in der alten Zeit mit dem Tanzrund im Freien vorlieb nehmen. Und überall findet man Akicita die darauf achten die alten Regeln einzuhalten.

Diese niedergeschriebenen Gedanken wollen keinesfalls frei von Fehlern sein, sie sind spontan zu Papier gebracht worden, da oftmals auf indianischen Veranstaltungen das Thema des Rundbaues angesprochen wird. Jeder näher Interessierte kann sich in der einschlägigen Fachliteratur selbst weiterbilden und nach Ergänzungen und Vergleichen suchen.

Vielleicht tanzen wir mal gemeinsam zusammen im Rund?

 

Quellennachweis :

Adolf Hungry Wolf
Beverly Hungry Wolf – Das Tipi am Rand der großen Wälder
Black Elk – Ich rufe mein Volk
Royel B. Hassrick – Das Buch der Sioux
Prinz zu Wied – Reise ins innere Nordamerika

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